Der Chef des Bolschoi-Balletts, Sergei Filin, der sich nach einem Säureattentat in einem Moskauer Krankenhaus befindet, wird zur weiteren Behandlung nach Aachen reisen“, meldet die russische Nachrichtenagentur Ria Novosti.
Der Weltklassetänzer werde in etwa einer Woche in eine Klinik in Aachen kommen. Nach mehreren Operationen dort wird er danach in Moskau eine Phase der Rehabilitation durchlaufen. Das teilte der amtliche Augenarzt des russischen Gesundheitsministeriums, Wladimir Nerojew, am Dienstag (29. Januar) Ria Novosti zufolge mit.
Der Tänzer war am 17. Januar nachts vor seiner Wohnung Opfer eines Anschlags mit Schwefelsäure geworden, die Baltische Rundschau berichtete. Filin wurde mit Verätzungen dritten Grades im Gesicht, Hals und an den Augen in ein Moskauer Krankenhaus gebracht. Das Augenlicht des Tänzers sei gerettet worden. „Er sieht schon vergleichsweise gut für eine solche Verletzung”, sagte Nerojew.
Die Beweggründe für den Überfall sind immer noch unbekannt. Zu dem Vorfall wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Höchstfreiheitsstrafe beträgt acht Jahre. Verdächtige gibt es vorerst keine.
Der Ballettchef selbst weiß ebenfalls nicht, wer hinter dem Überfall steht, führt diesen aber auf seine Berufstätigkeit zurück. Das Einzige, wofür er sich die Schuld geben könne, sei sein eigener Leichtsinn, sagte Filin in einem Interview für die „Komsomolskaja Prawda“. „Ich hätte längst, noch vor dem Jahreswechsel allen Massenmedien mitteilen müssen, dass ich immer wieder Drohungen erhalten hatte. Ich löse bei irgendjemandem offensichtlich Aggressionen aus. Diese Aggressionen mussten früher oder später in einer konkreten Tat zum Ausdruck kommen“, so der Künstler. Er habe mit Verunglimpfungen im Internet rechnen, jedoch nicht erwarten können, dass die Geschichte mit den Drohungen ein so gewaltsames Ende nehmen würde.
Auf die Frage, ob das Verbrechen gegen ihn innerhalb des Bolschoi-Theaters inspiriert worden sein könnte, wollte der Ballett-Chef nicht antworten. Laut Filin sollen sich damit lieber die Ermittler befassen, die unbedingt die Antwort darauf finden würden. „Sollte das Verbrechen dennoch unaufgeklärt bleiben, hätte ich in nichts mehr Vertrauen“, so der Tänzer.
Er habe keine Angst vor einer eventuellen ernstlichen Veränderung seines Äußeren, sagte der Ballettchef. „Am Wichtigsten sind für mich mein Denkvermögen und meine weitere Arbeit sowie meine Familie, meine Kinder.“ Filin hat drei Söhne.
Wie der Choreograph im Interview betonte, wolle er wieder gesund werden und die Zuschauer im Haupttheater des Landes wieder erfreuen. Er will auch künftig die mit mehr als 200 Tänzern größte Balletttruppe der Welt am Bolschoi-Theater in Moskau führen. Die Leitung hat vertretungsweise die frühere Primaballerina Galina Stepanenko (46) übernommen, Filins Ex-Frau.
Foto: © RIA Novosti. Ruslan Filin
Comments