
Das Einführungsthema lautete“ 80 Jahre Umsiedlung der Deutschbalten aus dem Baltikum“
Dr. Peter Wörster (Deutschland) berichtete wie es zur Umsiedlung kam und wie in kürzester Zeit unendliche Schwierigkeiten für jeden Umsiedler bewältigt werden mussten. 1939 konnten alle Deutschen, die im Baltikum lebten, aussiedeln. Sie wurden im Warthegau angesiedelt.
Toomas Hiio (Estland) hatte sehr genau erarbeitet, wie die Umsiedlung aus Estland verlief. Auch stellte er fest, was der plötzliche Verlust der Deutschbalten auf allen Lebensbereichen für Estland bedeutete. Die Deutschbalten verließen ihre Heimat, in der sie 800 Jahre Wurzeln geschlagen, gelebt und das Land stark geprägt hatten.
Zwei sehr interessante, aufschlussreiche Vorträge, die besonders der jüngeren Generation viel Wissenswertes vermittelten.
Beim anschließenden Empfang wurden Bekanntschaften aufgefrischt und noch viel über das historische Ereignis der Umsiedlung, eines Teiles der Bevölkerung Est- und Lettlands diskutiert.
Am Samstagvormittag versammelte sich eine kleine Schar zur Kranzniederlegung am Freiheitsdenkmal auf dem Domberg, wo der Esten und der Deutschbalten gedacht wurde, die sich von 1918 bis 1920 gemeinsam für ihre gemeinsame Heimat gegen die Bolschewiken eingesetzt hatten und zum Teil ihr Leben lassen mussten.
Pastor Burghardt schilderte die Situation der damaligen Zeit und ihre Folgen.
Danach begaben sich die Teilnehmer und weitere Gäste erneut in den großen Saal des ehemaligen v. Ungern-Sternberg-Hauses, um den Klängen des baltischen Konzertes zu lauschen.
Alo Poldmäe, estnischer Musikwissenschaftler und selbst Komponist, war es wieder gelungen, hervorragende estnische Musiker zu engagieren, die deutschbaltische und estnische Kompositionen darboten ( Leonora Palu – Flauto, Kuno Kerge – Bariton, Diana Liiv – Klavier).
Vor jedem Stück erläuterte Alo Poldmäe den Lebensweg des jeweiligen Komponisten und seine Musik.
Der Nachmittag gehörte der Besichtigung des Architektur-Museums der Stadt Tallinn. Ein sehr interessantes Museum , das sich besonders mit moderner Architektur in Estland befasst.
Gleich daneben befindet sich das alte Gewerbegebiet Tallinns, das sich zu einem eigenen und beliebten Stadtviertel entwickelt hat – für Einheimische und Besucher. Es steht unter Denkmalschutz.
Alte Speicher wurden restauriert und Büroräume oder Wohnungen in ihnen angelegt.
Viele Restaurants und Geschäfte haben sich dort angesiedelt und verbreiten eine anheimelnde Atmosphäre.
Eigentlich beabsichtigten wir den Stadtmauer-Turm mit seinem Museum zu besichtigen.
Das konnten wir leider nicht, weil er gerade baulich restauriert wird.
Der Abend gehörte der Geselligkeit. Festlich gekleidete Esten, Deutsche und Russen saßen gemeinsam an verschiedenen Tischen im Haus der Lehrer am Rathausplatz. Sie lernten sich zum Teil kennen, unterhielten sich lebhaft und erfreuten sich am Buffet.
Der Sonntag (01.09.2019) begann mit der Andacht in der alten Heiliggeist-Kirche, die vom deutschen Pastor Matthias Burghardt gehalten wurde. Er gab uns das Rüstzeug für die nächsten Tage.
Zum Abschluss sangen wir gemeinsam das baltische Lied – „Segne und behüte“.
Um 11.00 Uhr startete der Bus zu einer großen Estlandfahrt.
45 Personen hatten sich bei schönstem Sommerwetter eingefunden.

Wir besichtigten das Umsiedlungs – Denkmal für die Deutschbalten in Saka, das am Finnischen Meerbusen, auf einer Steilküste steht. Das Grundstück gehörte zum ehemaligen Gut der deutschen Familie Levis of Menar.
Ein symbolisches Denkmal, das ein geöffnetes Fenster zeigt in das drei Störche fliegen.
Weiter fuhren wir zur Festung Purtse

Die Vasallenburg Purtse. Foto: Ivar Leidus
In Toila besichtigten wir einen großen, wunderschönen Park (Sommersitz des letzten estnischen Präsidenten vor dem 2. Weltkrieg – Konstantin Päts) .
Wir besuchten auch einen besonders steilen Wasserfall, der leider kein Wasser führte als wir ihn besichtigten.
In dem ehemaligen Gutshaus der Familie v. Toll Kuckers/Kukruse befindet sich heute ein umfassendes, liebevoll eingerichtetes Museum KUKRUSE (Polaarmois) über die Forschungen und Forschungsreisen des Polar-Forschers Eduard von Toll.

Sogar ein großer Raum für Kinder ist im Hause eingerichtet worden, in dem sie forschen oder selbst Experimente durchführen können.
Ein wunderbarer Tag mit vielen Erlebnissen und Besichtigungen in herrlicher Natur beendeten die 15. Domus Revaliensis -Tage 2019.
Wieder haben wir erfahren wie wichtig und verbindend diese vielfältigen Kulturtage wahrgenommen werden.
Dem Bundeskulturministerium sei für diese Möglichkeiten, sich unserem Heimatvolk immer stärker zu nähern und sich mit ihm zu befreunden, herzlich gedankt.
von Babette Baronin v. Sass
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