Wie wird aus einer 1936 gegründeten Modefirma, die etwas aus der Mode gekommen war, wieder eine trendige Marke, um die sich inzwischen auch die Stars reißen? Ganz einfach: Man engagiert einen hochbegabten Designer mit Mut, Sensibilität und ausgeprägtem Sinn für Ästhetik. Wirklich so einfach? BASLERS kreativer Kopf Brian
Nizza/Aschaffenburg (RCZ/IMH) – Rennie erzählt vom Identitätswandel des traditionsreichen Unternehmens.
Frage: Brian Rennie, wie kam es dazu, dass Sie heute Kreativdirektor und auch Geschäftsführer der bayerischen Modefirma BASLER sind?
Brian Rennie: Nach Abschluss des Royal College of Art in London ging ich direkt zu Escada und arbeitete 20 Jahre lang mit Margaretha Ley. Ich begann als kleiner Designer, wurde dann zum kreativen Kopf und arbeitete mit den besten Fotografen der Welt. Es waren wunderbare Erfahrungen und ich dachte, Besseres könne ich nicht mehr erleben. Doch dann wechselten die Investoren und ich ging zum schwedischen Gant. Allerdings machte mir das Leben dort keinen großen Spaß und außerdem träumte ich von Deutschland und einem konkreten Ziel: Ich wollte BASLER wachküssen! Und auch BASLER wollte wachgeküsst werden – von mir. Dann ging alles ganz schnell: Innerhalb einer Woche hatte ich den Posten.
Haben Sie den Auftrag, die Produktpalette zu revolutionieren?
Nein, uns geht es eher um eine Evolution. BASLER mit Sitz in Goldbach bei Aschaffenburg wurde vor 76 Jahren als Mantelfirma gegründet und stellte seither klassische Mode für nicht immer ganz schlanke Damen her. Aber alle Frauen wollen und können schick aussehen! Die neuen Investoren erwarteten von mir, dem Namen innerhalb kurzer Zeit eine neue, frische Identität einzuhauchen. Besonders in Deutschland ist das gar nicht so einfach, manchmal wollen die Geschäfte keine schnelle Änderung. In neuen Märkten wie in Russland oder den USA ist das schon leichter. Dort verzeichnen wir ein enormes Wachstum. 40 Prozent unserer Produktion bleibt in Deutschland, alles andere geht ins Ausland. An der Côte d’Azur gibt es allein über 20 Verkaufsstellen. Insgesamt beschäftigen wir 600 Personen und machen einen Jahresumsatz von 170 Millionen Euro. Als eine der wenigen deutschen Marken sind wir auf allen Kontinenten mit eigenen Läden vertreten. Unsere Strategie sieht vor, diese Präsenz im In- und Ausland weiter auszubauen.
Woher holen Sie sich immer wieder Ihre Inspirationen?
Meine schönste Inspirationsquelle ist die Natur: Blüten, Gärten, Landschaften. Als Designer muss man ein guter Beobachter sein. Auf Veranstaltungen schaue ich immer, was die Gäste tragen. Zusammen mit meinem 19-köpfigen Designer-Team entwerfe ich rund tausend Stücke pro Kollektion – jedes einzelne Teil geht durch meine Hände, trägt meinen Stempel. Bunte, weibliche Kleider und schmeichelnde Abendroben sind unsere Highlights, aber ein großer Teil unserer Mode ist auch sportlich lässig. Welch großes Glück habe ich, meine Kreativität in vollen Zügen ausleben zu können! Ich fühle mich wie ein Orchesterchef, der wunderbare Musik dirigiert.
Worauf legen Sie besonderen Wert bei Ihren Kollektionen?
Wir schneidern «echte Kleidung für echte Frauen». Wir zelebrieren die weiblichen Formen und machen sehr feminine Mode für normale, bodenständige Frauen. Daher haben wir zwei Haus-Fotomodelle, eines trägt die Größe 38, das andere 42. So können wir die Proportionen genau anpassen. Ich verstehe die Designer nicht, die Säcke entwerfen, in denen der Busen verschwindet. Unsere Mode findet längst auch großen Anklang bei Prominenten wie Jennifer Lopez und Sylvie van der Vaart.
Was zeigen Sie bei der Gala des Deutschen Clubs in Monaco ?
Stücke der Frühlings- und Sommer-Kollektion 2014, aber wahrscheinlich auch einen Teil der laufenden Herbst- und Winter-Kollektion, die die Gäste sofort in den Geschäften finden können. Außerdem präsentieren wir 20 neue Abendkleider bei der Modenschau im Hotel Hermitage – eine Premiere für Monaco.
Das Gespräch führte Petra Hall von unserer deutschsprachigen Partnerpublikation “Riviera-Cote d’Azur-Zeitung” in Südfrankreich.
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