Vortragsabend: Einst ein Herzogtum im Norden Europas
Kurland, lettisch Kurzeme, im Südwesten Lettlands gelegen, ist eine der vier historischen Landschaften des Landes. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde das Gebiet vom Schwertbrüderorden erobert und später Teil des Ordenslandes Altlivland.
Nach dem Zusammenbruch des Ordensstaates im 16. Jahrhundert gelang es dem letzten Landmeister von Livland, Gotthard Kettler (1517–1587), ein Herzogtum – Herzogtum Kurland – unter polnischer Lehnshoheit mit der Hauptstadt Mitau/Jelgava zu errichten. Unter Herzog Jakob Kettler (1610–1682) erreichte Kurland seine größte wirtschaftliche Blüte, besaß eine große Handelsflotte und zeitweilig Kolonien in Tobago und Guinea. Herzog Ernst Johann von Biron (1690–1772), ein Günstling der russischen Zarin Anna Ivanowa, ließ in Ruhenthal/Rundāle und Mitau Schlösser von dem Petersburger Hofarchitekten Bartolomeo Francesco Rastrelli errichten, die heute zu den größten und bedeutendsten des Baltikums gehören.
Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Herzogtum schließlich eine der drei »Ostseeprovinzen« des Russischen Reiches. Die deutschbaltischen Stände (Ritterschaft, Grundbesitzer und Bürgergemeinden) behielten ihre Rechte und Privilegien. Die Kurländische Ritterschaft prägte vor allem politisch die Region bis ins 20. Jahrhundert.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Kurland Teil der selbstständigen Republik Lettland. Im Zweiten Weltkrieg, 1944, wurde das überwiegend in Holzbauweise errichtete Mitau zu fast 90 Prozent zerstört.
Programm
Begrüßung
Vorträge
Ein Stück Baltikum mit ganz eigener Geschichte: Kurland im Wechsel der Epochen
Dr. Andreas Fülberth (Kiel)
Die Kunst des »Obenbleibens«. Kurlands Ritterschaft im Wandel der Zeiten
Dr. Mathias Mesenhöller (Berlin)
»Alles ist hier regelmäßig und geschmackvoll, nirgends herrscht Dissonanz« – Herrenhäuser in Kurland, vom Nordischen Krieg bis heute
Dr. Ilse von zur Mühlen (München)
Mitau/Jelgava, die virtuelle Rekonstruktion einer Stadt
Dr. Elita Grosmane (Riga)
Ende gegen: 21:30 Uhr
Veranstalter
Eine Veranstaltung des Deutschen Kulturforums östliches Europa im Rahmen des Jahresschwerpunkts 2013 Von D wie Dobrudscha bis Z wie Zips. Vergessene Regionen im östlichen Europa
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