In der Nacht vom 7. auf den 8. Juli ist das fünfundzwanzigste allgemeine lettische Lieder- und Tanzfest (Dziesmu un Deju Svētki) mit einem großen Konzert in Rigas Mežaparks zu Ende gegangen. Eine Woche lang hatten etwa 40,600 Sänger und Sängerinnen, Tänzer und Musikanten die Stadt bevölkert und ihre Fähigkeiten in zahlreichen Konzerten und Wettbewerben unter Beweis gestellt. Mit dabei waren auch zwölf Gastchöre, die unter anderem aus Japan, den USA, Deutschland und Österreich angereist waren, sowie 509 Chöre und Ensembles aus der lettischen Diaspora.
Motto des diesjährigen Festes, welches in einem Turnus von fünf Jahren stattfindet, war „Līgo“, die lettische Mitsommernacht. Dies fand entsprechend Ausdruck in zahlreichen Tanz- und Gesangsdarbietungen sowie in der Gestaltung des abschließenden Konzerts. Mit dem gemeinsamen Singen von 15.000 Festteilnehmern stellt jenes regelmäßig den Höhepunkt der Veranstaltung dar. Beeindruckend war in diesem Jahr außerdem die Altersspannweite der Teilnehmer: Während deren jüngste gerade einmal sechs Monate zählte, stand mit Roberts Zuika ein Hundertjähriger am Dirigentenpult. Das Budget des Festes, welches sich auf knapp 3,8 Millionen Lats belief, wurde zum Großteil vom lettischen Staat bereitgestellt. Dieser kümmerte sich auch um Unterbringung und Versorgung der Festivalteilnehmer.
Das erste Dziesmu Svētki, welches mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, fand 1873 statt. In Zeiten der Unterdrückung durch das zaristische Russland sowie der späteren deutschen und russischen Okkupation wurde es zunehmend zu einem identitätsstiftenden Symbol nationaler Standhaftigkeit. Offizielles Ziel der kulturellen Massenveranstaltung ist die Erhaltung, Verbreitung und Popularisierung immateriellen nationalen Kulturguts. Die Bedeutung des Dziesmu un Deju Svētki lässt sich auch daran erkennen, dass dafür ein eigenes Gesetz besteht, in welchem Organisation, Ablauf und Ziele der Veranstaltung festgeschrieben sind. Hierin wird das Fest außerdem als integraler Bestandteil der nationalen Identität Lettlands beschrieben.
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