Historische Parallelen sind sinnlos, meint Romas Sadauskas-Kvietkevičius
Dass in Litauen häufig historische Parallelen zwischen Gegenwart und Vergangenheit gezogen werden, hinterfragt der Publizist Romas Sadauskas-Kvietkevičius auf dem Portal Delfi kritisch:
“2014 vergleichen wir mit 1914, als Europa in den Flammen des Ersten Weltkrieges versank; beim Verfolgen der Nachrichten aus der Ostukraine erinnern wir uns daran, wie wir es 1940 nicht geschafft haben, einen bewaffneten Widerstand gegen die Sowjetunion zu leisten; und wenn wir die Forderungen der polnischen Minderheit besprechen, die Straßennamen [in von Polen dicht besiedelten Orten] auf Polnisch zu schreiben, erinnert man sich unbedingt an die Okkupation des Vilniusser Gebiets [durch Polen] in der Zwischenkriegszeit. … Diese vererbte Vergangenheit hilft manchmal, die heutigen Ereignisse und Bedrohungen zu verstehen. Viel öfter hindert sie uns jedoch daran, eine klarere Zukunftsperspektive zu sehen. Es ist ähnlich wie in einem alten Haus, in dem sich zu klein gewordene Kleider einiger Generationen, Spielzeuge aus der Kindheit, nicht funktionierende oder einfach veraltete Geräte stapeln und den Raum zustellen.”
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