Vilnius/BR. Das Nachrichtenportal Delfi veröffentlichte am Montag (4. März) eine Umfrage zur geplanten „Baltic Pride“, die am 27. Juli statt finden soll. Laut Meinungsforschung lehnen 62 Prozent der Befragten eine LDBT-Parade (Homosexuelle, Bisexuelle und Transgender) ab. Nur 15 Prozent der Befragten hätten nichts gegen die bunte Regenbogen-Parade.
Die erste “Baltic Pride”-Parade fand in Vilnius vor drei Jahren statt. Obwohl zuerst angesichts der Sicherheitsproblematik verboten, fand der Aufzug dann doch später statt nachdem das Oberste Verwaltungsgericht grünes Licht gegeben hatte.
Auch damals wollten sich viele Menschen in der katholischen Ex-Sowjetrepublik mit dem Homoaufmarsch nicht abfinden. Die Polizei musste zahlreiche wütende Gegendemonstranten von der Parade-Teilnehmern fern halten.
Jetzt haben die Organisatoren den „Baltic Pride“-Termin bewusst auf Juli gelegt, denn dann übernimmt Litauen die EU-Ratspräsidentschaft. Vilnius hat den Aufzug schon genehmigt, jedoch dürfen die Teilnehmer nicht durch die Innenstadt laufen, weil dort ihre Sicherheit nicht gewährleistet sei. Gegen diese Verordnung wurde Einspruch eingelegt.
Weitere Informationen: https://www.facebook.com/BalticPride
Queernews in Österreich schreibt am 4. März:
Litauen: “Diskussionen um gleichgeschlechtliche Partnerschaften verfrüht”
Etwas widersprüchlich klingen die Aussagen von Litauens Präsidentin Dalia Grybauskaité zum Thema gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Die Diskussion darüber sei sehr verfrüht und erst ganz am Anfang, ließ sie am 21. Februar Journalist_innen wissen. Im nächsten Satz meinte sie allerdings, dass man im Litauen über jedes Thema diskutieren könne. Ihre eigene Meinung dazu wollte sie nicht äußern.
Die Äusserungen der litauischen Präsidentin stehen offenbar im Zusammenhang mit einer Diskussion über Partnerschaften, die am Tag davor im (litauischen) Parlament stattgefunden hatte. Dafür hatten sich dabei nur die in der Opposition befindlichen Liberalen ausgesprochen, wobei es ihnen laut Parteivorsitzendem Eligijus Masiulis, Lietuvos Respublikos liberalų sąjūdis, um die Anerkennung aller Formen von Partnerschaften geht: “Wir teilen Menschen nicht nach Geschlecht und sexueller Orientierung ein, wir sprechen über Partnerschaften zwischen sehr unterschiedlichen Menschen und anerkennen alle Formen von Partnerschaft. Wir haben kein moralisches oder politisches Recht, die Probleme dieser Menschen zu ignorieren oder so zu tun, als gebe es sie nicht.”
Seine Parteikollegin Dalia Kuodyte bekräftigte, dass gleichgeschlechtliche Paare die Möglichkeit einer eingetragenen Partnerschaft bekommen sollten, heterosexuelle Paare ebenfalls. In den letzten Jahren waren mehrere Entwürfe für Partnerschaften im Parlament eingebracht worden, allerdings nie auch nur auf die Tagesordnung gesetzt worden, berichtet 15min. Seit 2001 ist im Zivilgesetzbuch eine formlose Lebensgemeinschaft (cohabitation) vorgesehen, die mangels der Erlassung von Durchführungsgesetzen aber noch nicht in Kraft ist.
Premierminister Algirdas Butkevičius (Sozialdemokratische Partei) ist gegen eingetragene Partnerschaften für schwule und lesbische Paare und hat das auf von Journalist_innenfrage wieder bekräftigt. Justizminister Juozas Bernatonis hatte angesichts der Anfang Februar in Frankreich und Großbritannien beschlossenen Gesetze zur Öffnung der Ehe gemeint, dass die Regierung Litauens kein Interesse habe, dem Beispiel Frankreichs oder Großbritanniens zu folgen und eine Ehe oder Partnerschaft für gleichgeschlechtliche Paare einzuführen.
In der regierenden Sozialdemokratischen Partei gibt es aber auch andere Stimmen. So sagte die sozialdemokratische Abgeordnete im Europaparlament Giedré Purvaneckiené, dass Litauen nicht auf Dauer hinter Ländern wie dem katholischen Polen herhinken könne. Früher oder später werde es, wie in anderen europäischen Staaten, auch in Litauen eingetragene Partnerschaften für gleichgeschlechtliche Paare geben. Dabei sprach sie sich für eine Politik der kleinen Schritte aus, damit die Menschen sich daran gewöhnen können: zuerst eingetragene Partnerschaften, dann Ehe für alle und dann erst Adoption. In jenen europäischen Ländern und US-Bundesstaaten, in denen Schwule und Lesben schon seit einigen Jahren heiraten dürfen, ist nichts Schreckliches passiert, gibt sich die studierte Halbleiterphysikerein Purvaneckiené realistisch.
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