Panorama

Olympia 2014: Sotschi zu teuer für deutsche Touristen

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In knapp ein Monat  beginnen die Olympischen Spiele im russischen Sotschi an der Schwarzmeerküste. Dort will Russland nicht nur sportlich wieder zur Weltspitze aufschließen.

Rund 50 Milliarden Dollar flossen in neue Stadien, Rodelbahnen und Sprungschanzen. Den Löwenanteil der Summen verschlang die Infrastruktur der Region. Dazu gehören neue Schienen und Bahnhöfe, Hotels, Straßen, Kraftwerke und ein moderner Flughafen. Sotschi soll auch ein Aushängeschild für das moderne Russland werden, das in der Lage ist, solche Großereignisse auf hohem Niveau zu stemmen.

Einen Strich durch die Rechnung der Ausrichter drohen allerdings die wegbleibenden Touristen und Fans aus dem Ausland zu machen. Laut russischen Medienberichten könnten gerade einmal ein Zehntel der Zuschauer aus dem Ausland stammen. Offiziell heißt es, werden in Sotschi im Verlauf der Olympischen Spiele zwischen 400.000 und 600.000 Gäste erwartet. Gleichzeitig sind laut Organisationskomitee drei Viertel der Tickets dabei für Sportfans aus Russland vorgesehen. Doch selbst wenn die restlichen 25 Prozent an ausländische Fans gehen, lässt sich deren Zahl nur schwer schätzen.

 

Tickets fast ausverkauft

Der Verkauf der Tickets läuft über Reiseveranstalter, die vom Organisationskomitee dafür ausgewählt wurden. Auf der offiziellen Website der Olympischen Spiele können dagegen nur Einwohner Russlands und einer Reihe kleinerer Staaten ihre Tickets direkt buchen. In Deutschland hat sich der Reiseveranstalter Dertour das exklusive Verkaufsrecht für Olympia-Tickets gesichert. Insgesamt 10.000 Karten sind für Fans aus Deutschland reserviert. „Die Ticketanzahl basiert auf unserer Bewertung der Nachfrage. Wir bestellen eine gewisse Anzahl an Tickets und die Bestätigung erfolgt durch das Organisationskommittee“, erklärte Dertour-Sprecherin Angela de Sando gegenüber RIA Novosti.

Der Verkauf der Tickets lief zunächst allerdings eher schleppend, da die Hotelsituation in Sotschi „angespannt“ gewesen sei, gibt der Reiseveranstalter zu. Eine Lösung fand Dertour mit dem Hotelschiff MS Louis Olympia. Das günstigste Reisepaket mit vier Übernachtungen auf dem Schiff und einem Lufthansa-Direktflug, allerdings ohne Tickets, kostet pro Person mindestens 2159 Euro, wobei der Flug zwei Drittel der Kosten verursacht. Neben der hohen Preise dürfte zudem die Visa-Pflicht für Russland das Interesse ausländischer Besucher dämpfen.

Nichtsdestotrotz, die meisten Eintrittskarten von Dertour sind schon vergriffen. Besonders beliebt bei deutschen Zuschauern seien demnach die Biathlon- und Ski-Alpin-Wettbewerbe. „Momentan gibt es noch rund 400 Resttickets“, so de Sando. Darunter auch Karten für Entscheidungen im Biathlon oder ein Viertelfinal-Spiel beim Eishockey der Männer. Doch auch wenn am Ende alle 10.000 Tickets verkauft werden, dürfte die Zahl der Touristen insgesamt deutlich darunter liegen – vor allem, weil viele Sportfans Tickets für mehrere Wettbewerbe gleichzeitig gekauft haben. Ein weiterer Grund sind die Individualreisenden, die sich ihr Ticket nicht über Dertour besorgt haben.

 

Ausländische Anbieter als Alternative 

EU-Bürger können auch bei den autorisierten Verkäufern anderer europäischer Staaten Tickets kaufen. Zudem bieten diese mitunter Karten für Wettkämpfe, die bei dem deutschen Anbieter längst ausverkauft sind. So gibt es etwa über die österreichische Dertour-Seite noch Karten für Halbfinal-Spiele des Eishockeyturniers oder für das Skispringen der Mannschaften. Auch auf der Seite des britischen Tickethändlers CoSports oder Eventim aus Frankreich können Kunden aus Deutschland via Internet Karten und sogar komplette Reisepakete bestellen. Allerdings kostet das CoSports-Paket mit drei Übernachtungen samt Tickets für das Eishockeyspiel Deutschland-Russland und das Kurzprogramm der Paare im Eiskunstlauf pro Person 5500 Euro. Einzeltickets für Eiskunstlaufwettbewerbe fangen bei 374 Euro an. Während sich die Preise für die Eintrittskarten kaum von denen unterscheiden, die auch russische Käufer zahlen, schlagen sich insbesondere Kosten für Anreise und Hotels in der Rechnung nieder.

Zudem sind über die größten Booking-Portale wie HRS, Booking.com oder Hotels.de nur noch wenige Zimmer verfügbar, die an mehr als zwei aufeinanderfolgenden Tagen frei sind   und eine bequeme Anreise zu den Wettkampfstätten ermöglichen. Sotschi ist mit seiner mehr als 140 Kilometer langen Küstenlinie überaus weitläufig. Währenddessen liegt das so genannte Küsten-Cluster mit den wichtigsten Stadien in Adler, einem südlichen Vorort von Sotschi. Von dort verkehrt ein Zug zu den Skipisten von Krasnaja Poljana, dem zweiten wichtigen Wettkampfort und auch in die Touristenmetropole Sotschi. In Adler liegt auch der Flughafen der Küstenstadt.

Dieser wird während der Spiele von Lufthansa aus Frankfurt aus angeflogen. Das Hin- und Rückflugticket kostet zwischen 750 und 1100 Euro. Etwas günstiger ist die russische Fluggesellschaft Orenair. Diese fliegt bereits ab 500 Euro von Frankfurt, München oder Düsseldorf direkt nach Sotschi. Die direkten Flugverbindungen sollen allerdings ein Provisorium bleiben und nach der Winterolympiade wieder eingestellt werden.

 

Foto: Neue Eiskunstlaufhalle in Sotschi | RIAN

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