München/BR. Erstmals belegen Videoaufnahmen die Existenz eines weißen Schweinswals in der deutschen Ostsee. Weltweit sind aktuell bisher nur 14 weiße Individuen dieser Art bekannt, gabdie internationale Wal- und Delfinschutzorganisation WDC per Pressemitteilung bekannt. Die Organisation äußert sich begeistert über die Sichtung eines weißen Schweinswals in der deutschen Ostsee. Die Aufnahmen des Wals gelangen einem Segler in den Gewässern nördlich von Fehmarn.
Besonders unter Walen und Delfinen gelten weiße Tiere als extrem selten. Schweinswale haben normalerweise einen dunklen Rücken und einen hellen Bauch. Ob es sich bei dem gesichteten Tier um einen echten Albino handelt, kann noch nicht mit Sicherheit gesagt werden.
Einer aktuell im Italian Journal of Mammalogy erschienenen wissenschaftlichen Studie zufolge wurden in den letzten 100 Jahren weltweit lediglich 14 weiße Schweinswale gesichtet. Im Jahr 2008 meldete ein Segler die Sichtung eines weißen Schweinswals im dänischen Teil der Ostsee. Ein Vergleich der beiden Aufnahmen legt jedoch nahe, dass es sich um unterschiedliche Individuen handelt.
Im letzten Jahr begeisterten die atemberaubenden Aufnahmen von „Iceberg“, einem weißen Schwertwal, der vor den russischen Kommandeur-Inseln entdeckt wurde, Menschen auf der ganzen Welt. Forscher um Erich Hoyt, Leiter des internationalen WDC-Meeresschutzprogramms hatten den weißen Orca-Bullen erstmals gefilmt: „Wir haben eine Reihe weißer Orcas während unserer Forschung vor Russland gesehen – aber nie einen weißen Schweinswal, obwohl aus anderen Ozeanen Sichtungen gemeldet wurden. Es scheint das erste Mal zu sein, dass ein weißes Tier im deutschen Teil der Ostsee dokumentiert wurde. Er sieht gesund aus und scheint mit seiner Familie unterwegs zu sein. Eine solch ungewöhnliche Sichtung ist ein Grund zum Feiern!“
Zu den bekanntesten weißen Walen zählt neben Moby Dick, dessen Geschichte auf der Sichtung eines weißen Pottwals beruht, auch „Migaloo“, ein komplett weißer Buckelwal, der erstmals im Jahr 1991 vor Australien gesichtet wurde.
“Die Entdeckung eines weißen Wals in der Ostsee macht deutlich, welche Überraschungen die Ozeane noch immer für uns bereithalten. Diese Sichtung ist auch für Wissenschaftler etwas ganz Besonderes. Schweinswale sind nicht leicht zu entdecken und oft auch schwer auseinanderzuhalten, doch dieser Wal kann dabei helfen, mehr über sie zu lernen. Falls sich der Wal regelmäßig hier aufhält, lebt er jedoch auch in ständiger Gefahr“, erklärt Fabian Ritter, Leiter der WDC-Kampagne “Walheimat“.
2012 starben in der Ostsee wieder unzählige Schweinswale als Beifang in Fischernetzen. Allein an der Küste Schleswig-Holsteins wurden im Sommer über 60 tote Tiere gefunden. Die Population des Schweinswals in der zentralen Ostsee steht kurz vor dem Aussterben, die Tiere gehören zu den am stärksten bedrohten Walen der Welt. Die Bundesregierung setzt bisher jedoch keinen Plan zu ihrem effektiven Schutz um. Bis dato konnte sie sich nicht einmal dazu durchringen, für Schweinswale besonders gefährliche Fischereimethoden wie Stellnetze aus Schutzgebieten zu verbannen.
„Obwohl es die einzige Walart ist, die in deutschen Meeren ihr Zuhause hat, wissen wir immer noch viel zu wenig über sie. Der weiße Wal ist ein kleines Wunder und ein Zeichen dafür, dass wir die kleinen Wale jetzt schützen müssen, bevor sie für immer verschwunden sind“, so Ritter.
Mit der Kampagne „Walheimat setzt sich WDC für den Erhalt der letzten Schweinswale in der Ostsee ein.
Video vom weißen Schweinswal ein youtu.be
Webseite: www.whales.org
Weiß gefärbten Walen und Delfinen fehlt auf Grund einer genetischen Störung ein Farbpigment (Leuzismus) oder kann nicht produziert werden (Albinismus). Eine erhöhte Sonnenbrandgefahr sowie stark vermindertes Sehvermögen sind die Folge. Oft sind diese Individuen nicht überlebensfähig und sterben früh. Zu den bekanntesten weißen Walen und Delfinen zählen „Migaloo“, ein komplett weißer männlicher Buckelwal vor Australien, und „Iceberg“, ein schneeweißer Orcabulle vor Russland. Auch bei Pottwalen und Flussdelfinen gelangen bereits Aufnahmen von weißen Exemplaren.Ob es sich bei einem weißen Tier tatsächlich um einen Albino handelt, kann nur eine Aufnahme der Augen klären. Bei „echten“ Albinos erscheinen diese rötlich bis rosa, da eine Pigmentierung der Iris auf Grund des Gendefekts fehlt. Bei leuzistischen Tieren behalten sie ihre natürliche Farbe, da zumeist eine gewisse Anzahl zur Melanin-Produktion notwendiger Zellen besonders in den Augen vorhanden ist.
Wissenschaftler der Universität von Istanbul legten mit einer Anfang Januar erschienenen Studie eine Zusammenfassung aller bisher gemeldeten Sichtungen weißer Exemplare der Art Phocoena phocoena (Gewöhnlicher Schweinswal) der letzten 100 Jahre vor. Dabei kommen sie zu dem Schluss, dass unter Schweinswalen sämtliche Formen, die unter dem Begriff Albinismus zusammengefasst werden, vorkommen. Die untersuchten 34 Sichtungen deuten darauf hin, dass die weißen Individuen ein weitestgehend normales Sozialleben führten. Die Sichtung des weißen Tieres in der deutschen Ostsee gelang am 17.April 2012 nördlich von Fehmarn und ist nach derzeitigem Wissenstand die erste ihrer Art.
Quelle: Tonay, A.M., Bilgin, A., Dede, A., Akkaya, A., Yeşilçiçek, T., Köse, Ö., Ceylan, Y. 2013. First records of anomalously white harbour porpoises (Phocoena phocoena) in the Turkish seas with a global review. Hystrix, the Italian Journal of Mammalogy, online first, doi:10.4404/hystrix-23.2-4792 www.italian-journal-of-mammalogy.it
Schweinswale in deutschen Gewässern
Schweinswale leben ganzjährig in der Nord- und Ostsee und treten meist einzeln oder in kleinen Gruppen auf. Teilweise unternehmen sie saisonale Wanderungen, wobei sie ihrer Beute folgen oder der winterlichen Kälte ausweichen. Im Gebiet vor Sylt, in der Eckernförder und der Kieler Bucht, aber auch um Fehmarn kann man sie sehr regelmäßig beobachten. In den letzten Jahren wanderten Schweinswale auch verstärkt die Weser und Elbe hinauf.
Insgesamt gibt es drei Vorkommen in deutschen Gewässern, nämlich in der Nordsee, der Beltsee sowie einen winzigen Restbestand in der zentralen Ostsee.
Vor allem die Bestände in der zentralen Ostsee und der Beltsee sind in den vergangenen Jahren extrem rückläufig, eine Verantwortlichkeit des Menschen durch Fischerei, Unterwasserlärm und Zerstörung des Lebensraums steht außer Frage.
Quelle: Internationale Wal- und Delfinschutzorganisation WDC
Foto: © Michael Blömeke / Internationale Wal- und Delfinschutzorganisation WDC
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