Der „Internationale Tag gegen Homophobie und Transphobie – IDAHOT“ wird am 17. Mai weltweit gefeiert. Erinnert wird an die Entscheidung der Weltgesundheitsorganisation, am 17. Mai 1990 Homosexualität aus ihren Krankheitskatalog zu streichen.
„Beruf, Schule, Universität, Kirche,Politik, Vereine, Sport, Gesellschaft – überall finden wir Menschen, die Vorurteile, Aversion oder gar Angst gegenüber Lesben, Schwulen und Transgender hegen. Oft stillschweigend, manchmal lautstark. Gelegentlich verborgen, immer wieder aggressiv und öffentlich. Wir alle haben schon Homophobie erlebt. Wir alle sind aufgefordert, dagegen anzugehen und Flagge zu zeigen“, bringt Vorstand CSD-Rhein-Neckar vor.
Sie wollen in Mannheim zeigen: „Für Vielfalt! Für Freiheit! Für Respekt! Für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und Intersexuelle. Für Liebe, so wie sie uns gefällt! Für ein Leben in Selbstbestimmung!“ und rufen alle Menschen auf dazu einzusetzen, damit Vorurteilen, Diffamierungen und Diskriminierungen in unserer bunten Gesellschaft kein Platz gegeben wird. Gegen Homophobie. Gestern. Heute. Morgen. In Deutschland und weltweit.
Als sichtbares Zeichen wird in Mannheim am 17. Mai, um 17:05 Uhr vom Paradeplatz Luftballons in allen Farben des Regenbogen steigen. Die Bürger der international gefärbten Quadratenstadt stehen damit in einer Reihe mit vielen Millionen weltweit, die an diesem Tag für gleiche Rechte und gleiche Teilhabe für Menschen egal welcher sexuellen Orientierung oder Identität eintreten!
Veranstaltungen auch in Estland
Wie Helen Talalaev, Vorsitzende des estnischen Lesben- und Schwulenverein mitteilt, wird IDAHOT-Tag auch in Estland gefeiert. Die Mitglieder treffen sich mit einigen Parlamentsabgeordneten, um die Situation der gleichgeschlechtlichen Familien zu erläutern. Die Botschaften von USA, Großbritannien, Österreich und Kanada werden die Regenbogenfahnen hissen. Am Abend wird es ein Theaterstück über einen Homosexuellen geben.
Stellt gleich, was gleich ist! – Offener Brief an die Mitglieder des Bundestages
In einem Offenen Brief den Bundestag fordern knapp 40 deutsche Prominente die “vollständige Öffnung der Ehe auch für gleichgeschlechtliche Paare”. “Liebe ist das, was uns zum Menschen macht”, schreiben sie:
Sehr geehrte Mitglieder des Bundestages,
es gibt Momente in unserer Geschichte, da öffnet sich ein Tor der Vernunft und wir als Gesellschaft haben die Chance hindurchzutreten. Hinein in eine menschlichere Zukunft. Die Frage um die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ist genau so ein besonderer Moment. Es ist eine Frage, die uns alle betrifft und die uns alle bewegt. Denn es geht um nichts Geringeres als den Kern unseres gesellschaftlichen Selbstverständnisses; unser Bild von Ehe, Familie – und Liebe. Die große gesellschaftliche Frage lautet:
Wollen wir, die Bürger dieser Republik, wirklich die Liebe zwischen zwei Menschen mit zweierlei Maß messen? Wir und drei Viertel der Bevölkerung sagen nein!
Denn Liebe kennt kein Geschlecht. Gleichgeschlechtliche Liebe ist Liebe wie jede andere auch. Sie kennt Freude, Trauer, Schmerz und Zuversicht. Sie wird unter Herzschlagen geboren, bleibt erhalten, kann aber auch unter Tränen vergehen. Sie ist Teil unserer menschlichen Natur, Teil der Schöpfung und so alt wie wir selbst. Und damit trägt sie auch etwas tief Menschliches in sich; den Willen zur Verantwortung. Für sich selbst und die Zukunft, unsere Kinder!
Die Zeit ist gekommen, dass wir den Irrglauben der Jahrhunderte hinter uns lassen und die Augen für die Realität öffnen. Frei von ideologischer Verblendung und der Angst vor dem Morgen. Denn Wahrheit ist: Liebe ist das, was uns zum Menschen macht. Sie in zwei Klassen zu unterteilen ist alles, nur nicht menschlich. Wenn zwei Menschen egal welchen Geschlechts sich füreinander entscheiden und Verantwortung für sich, die Gesellschaft und die geborene als auch ungeborene Zukunft übernehmen wollen, dann ist dies zutiefst schützenswert. Denn es ist jenes Band der Verantwortung, das unsere Gesellschaft im Kern zusammenhält. Familie und Ehe ist, wo Liebe wohnt!
Wir wenden uns mit diesem Brief an alle Mitglieder des Bundestages und treten für die vollständige Öffnung der Ehe auch für gleichgeschlechtliche Paare ein. Wir appellieren:
Überwindet Parteigrenzen und stellt gleich, was gleich ist! Denn Liebe ist das, was uns zusammenhält.
Mit zukunftsgewandten Grüßen,
Die Unterzeichner
Liste der Unterzeichner:
Bela B. (Musiker, Die Ärzte)
María Cecilia Barbetta (Schriftstellerin)
Georg Christoph Biller (Dirigent, Thomaskantor zu Leipzig)
Dr.-Ing. Detlev Buchholz (Präsident der Fachhochschule Frankfurt/Main)
Günter Grass (Schriftsteller, Liternaturnobelpreisträger)
Katharina Grosse (Künstlerin)
Wolfgang Gründinger (Demokratieforscher, Publizist)
Gudrun Gut (Künstlerin, DJ, Publizistin)
Vincent-Immanuel Herr (Historiker, Soziologe)
Jens-Daniel Herzog (Intendant Oper, Theater Dortmund)
Prof. Dr. Philipp Hübl (Juniorprofessor für theoretische Philosophie, Stuttgart)
Andrea Hanna Hünniger (Schriftstellerin)
Klaus Jetz (Geschäftsführer, LSVD)
Kilian Kerner (Designer)
Kenan Kolat (Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland)
Burkhard C. Kosminski (Intendant Schauspiel, Nationaltheater Mannheim)
Prof. Dr. Annette Kreutziger-Herr (Kultur- & Musikwissenschaftlerin, Autorin)
Patrick Lindner (Sänger)
Bernd Loebe (Intendant, Oper Frankfurt)
Prof. Dr. em. Hildegard Macha (Direktorin des Gender Zentrum Augsburg)
Tina Mendelsohn (Moderatorin Kulturzeit)
Wenzel Michalski (Direktor, Human Rights Watch, Berlin)
Gordon Müller-Eschenbach (Autor)
Prof. Martin Rennert (Präsident der Universität der Künste, Berlin)
Moritz Rinke (Dramatiker, Schriftsteller)
Dr. Martin Salm (Vorstandsvorsitzender, Stiftung “Erinnerung, Verantwortung und Zukunft”)
Prof. Dr. Sabine Schmidke (Universitätsprofessorin, FU Berlin)
Renate Schmidt (Bundesministerin a.D.)
Dr. habil Elmar Schreiber (Präsident der Jade Hochschule)
Dietmar Schwarz (Intendant, Deutsche Oper Berlin)
Dr. Charlotte Seither (Komponistin)
Martin Speer (Initiator)
Prof. Dr.rer.nat. Dr.h.c. Josef Stockemer (Rektor Hochschule Bremerhaven)
Jasmin Tabatabai (Schauspielerin)
Dr. Angelika Taschen (Verlegerin)
Martin Walser (Schriftsteller)
Dr. Roger Willemsen (Publizist, Fernsehmoderator)
Symbolbild: © Aino Siebert
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