„Der Großvater aus der Wehrmacht” – Ein Projekt, das die Erinnerungen ehemaliger, heute in Polen lebender Wehrmachtssoldaten dokumentiert und archiviert
DDas Projekt „Der Großvater aus der Wehrmacht“ ist eine gemeinsame Initiative des Vereins Genius Loci aus Ruda Śląska und dem Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit, bei dem die Berichte von Soldaten, die während des Zweiten Weltkrieges in der deutschen Wehrmacht gedient haben und heute in Polen leben im Zentrum stehen.
Während des Zweiten Weltkriegs dienten in der deutschen Armee etwa 500.000 Soldaten aus den eingegliederten polnischen Gebieten. Auch Hunderte von Einwohnern des Dritten Reiches, die aus Schlesien, Ostpreußen und Pommern kamen und in der Wehrmacht kämpften, wurden infolge der Grenzverschiebung 1945 zu Bürgern des polnischen Staates.
Projekts Vorhaben ist, die Erfahrungen im Kriegsdienst bei der deutschen Armee zu beleuchten, ohne zu urteilen oder zu bewerten.
Organisatoren des Projekts führen Zeitzeugengespräche mit den wenigen noch lebenden Personen, die die deutsche Uniform getragen haben und jetzt in Polen leben.
Damit möchten sie die Erinnerung an die Vergangenheit unserer Großvatergeneration speichern sowie versuchen, sie zu verstehen und mit Empathie weiter zu vermitteln – wir, die das Glück haben, in einem ganz anderen Europa als das unserer Großväter zu leben.
Die aufgezeichneten biographischen Interviews, aufgearbeitet, mit Bildern und Dokumenten ergänzt bilden die Grundlage für eine multimediale Ausstellung.
Die Interviews werden auch im Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit sowie im Archiv der Erzählten Geschichte der Stiftung Zentrum KARTA und des Hauses der Begegnungen mit der Geschichte in Warschau archiviert.
Veranstaltungen
Eine Veranstaltung des Deutschen Kulturforums im Rahmen des Jahresthemas 2015 – 1945. Das östliche Europa nach der »Stunde Null«
Viele polnische Familien haben sie, auch wenn es nicht jede weiß: Großväter aus der Wehrmacht.
Das waren Bürger, die während des Zweiten Weltkriegs zum Dienst in der deutschen Wehrmacht genötigt wurden, insgesamt rund eine halbe Million Männer, von denen viele an der Ostfront getötet wurden.
Diejenigen aber, die wieder nach Hause kamen, galten als Volksverräter und wurden von ihren Nachbarn geächtet. Deshalb verschwiegen sie ihre Erfahrungen oft selbst im engsten Familienkreis.
Die Erinnerungen, Fotos und Andenken bildeten den Anstoß für die Ausstellung Der Großvater aus der Wehrmacht.
Zeitzeugen erinnern sich/Dziadek z Wehrmachtu. Doświadczenie zapisane w pamięci.
Nach diesem langen Schweigen soll die Ausstellung der Generation der Großväter eine Stimme verleihen und den Enkeln helfen, sie und dadurch auch sich besser zu verstehen.
Der Großvater aus der Wehrmacht / Dziadek z Wehrmachtu
ZEIT: bis 17. Mai 2015
ORT: Muzeum Śląska Opolskiego/Museum des Oppelner Schlesien
Eingang ul. Muzealna, 45-023 Opole / Oppeln Polen
[divider]1945. Das östliche Europa nach der »Stunde Null«[/divider]
Im Jahresthema sind Veranstaltungen zusammengefasst, die unter einem jährlich wechselnden Motto stehen und so unserem Publikum eine längerfristige Orientierung ermöglichen.
Das Ende des Zweiten Weltkriegs steht für einen der nachhaltigsten Einschnitte in der neueren europäischen Geschichte. Die den Kriegsgräueln und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft folgende politische Ordnung baute ihrerseits in der östlichen Hälfte des Kontinents auf millionenfachem Unrecht und auf dem Terror der stalinistischen Diktatur auf – der Frieden ließ sich bald nur noch durch die Balance gegenseitiger Abschreckung wahren.
Nach sieben Jahrzehnten wollen wir dieser schwierigen Jahre gedenken, indem wir nach den mittel- und langfristigen Folgen fragen: Wie geht die Enkelgeneration mit diesem historischen Einschnitt um, welche Rolle spielen Vertreibung und Umsiedlung für sie heute? Wie verlief die Wiederbesiedlung der vormals deutschen Gebiete? Welche Folgen hatten unterschiedliche Strategien des Umgangs mit deutschen Minderheiten? Und wie entsteht ein Bewusstsein für ein heute gemeinsames kulturelles Erbe – wie wird aus deutscher Kultur und Geschichte etwa in Polen oder Tschechien europäisches Kulturgut?
In Lesungen, Vorträgen, Diskussionen, Filmabenden und erstmals auch während einer eigenen Ringvorlesung wollen wir diesen Fragen nachgehen. Wir laden Sie zu den Veranstaltungen unseres Jahresthemas 2015 herzlich ein!
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