An diesem Wochenende war Trakai jedoch nicht der Ort für lange Spaziergänge in der Natur, sondern für die Feierlichkeiten zum 700-jährigen Bestehen dieses kleinen, aber sehr schönen Ortes.
Der Legende nach veranlasste die Schönheit des Ortes den Fürsten Gediminas zu dem Entschluss, die Hauptstadt des Herzogtums von Kernavė nach Trakai zu verlegen und dort eine neue Burg zu bauen. Wahrscheinlich schätzte der große und erfahrene Krieger aber auch die strategische Lage der Burg, die nicht nur als fürstliche Residenz, sondern auch als zuverlässiger Vorposten zur Verteidigung wichtiger Handelswege dienen konnte.
Das Jahr 2022 wurde in Litauen zum Jahr der Karaiten erklärt
Neben dem runden Datum von 700 Jahren gibt es in Trakai noch einen weiteren Grund zum Feiern: Das Jahr 2022 wurde in Litauen zum Jahr der Karaiten erklärt.
Alles begann um 1398, als der litauische Großfürst Vytautas nach einer siegreichen Schlacht auf der Krim im vierzehnten Jahrhundert rund 380 karaitische Familien einlud, sich im Großfürstentum Litauen niederzulassen. Zunächst ließen sich die Karaiten auf Geheiß des Herrschers in Trakai nieder, breiteten sich aber nach und nach in ganz Litauen aus. Die Karaiten wurden zur Leibwache des Fürstenschlosses und kontrollierten auch die westlichen Grenzen Litauens vor deutschen Rittern.
Die Umsiedlung der Karaiten von der Krim nach Litauen setzte sich bis ins sechzehnte Jahrhundert fort. Die litauischen Fürsten behandelten dieses Volk gut – die Karaiten erwiesen sich als hervorragende Krieger und Reiter, als eine nur dem Herrscher gegenüber loyale Garde. Sie wurden zu den zuverlässigsten Leibwächtern, da sie nur einer Person gehorchten – dem Prinzen.
Die litauischen Karaiten wurden nach und nach in zwei Gruppen aufgeteilt: Soldaten und Zivilisten. Die Militärs bewachten Schlösser, Brücken und andere strategische Objekte, während die anderen im Kleinhandel tätig waren. Sie handelten, trieben Handel, waren Dolmetscher und Beamte, bewirtschafteten das Land – ausgezeichnete Gärtner, die Karaiten züchteten einige besondere Gurkensorten. Der Großherzog von Litauen gewährte nur den Karaiten (als Nichtchristen) das Recht auf Selbstverwaltung, das sogenannte Magdeburger Recht.
Trakai kennenlernen
Der beste Ort, um Trakai zu erkunden, ist die berühmte Burg von Trakai, die auf einer Insel im Galvė-See liegt, gegenüber der älteren Burg von Keistut. Keistut war auch an der Errichtung der Inselburg beteiligt, aber die Burg von Trakai wird am stärksten mit Keistuts Sohn Vitovt in Verbindung gebracht.
Unter Vitovt erlebte das Schloss seine Blütezeit. Für ausländische Botschafter und hochrangige Gäste aus ganz Europa wurden üppige Empfänge und Festessen organisiert. Hier starb Vitovt am 27. Oktober 1430.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts trat Trakai im politischen Leben des Landes immer mehr in den Hintergrund. Die Abgelegenheit von den Haupthandelswegen führte zum wirtschaftlichen Niedergang der Stadt. Bald wurde es zum Verbannungsort für den unerwünschten Adel; die Burg wurde als Gefängnis genutzt. Während des Einmarsches der russischen Armee im Jahr 1655 wurde die Burg in Trümmer gelegt.
Die Restaurierung der Burg wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts in Erwägung gezogen, und schon damals ging es bei den Arbeiten auf der Insel eher um die Erhaltung der Ruinen. Erst in den 1930er Jahren begann man mit der Restaurierung der Türme und Mauern. Und die wichtigsten Arbeiten wurden erst während der Sowjetzeit durchgeführt. Im Schloss gibt es eine interessante Ausstellung, die sich mit dem Restaurierungsprozess befasst. Und das Beeindruckendste: Vieles wurde in jenen Jahren durch den reinen Enthusiasmus von Menschen – Archäologen, Architekten und anderen – restauriert, die sich bemühten, die frühere Größe von Trakai wiederherzustellen.
Der Galvė-See, an dem das Schloss liegt, bietet einen schönen Blick auf das Herrenhaus von Užutrakis, das im klassizistischen Stil Ende des 19. Auf der Straße braucht man 10 km um den See herum, mit dem Boot nur 20 Minuten – fast jeder hier bietet Bootsfahrten auf dem See an. Es gibt auch ernstere Varianten – auf der Yacht mit dem Führer. All das kostet natürlich Geld.
Auch das Parken in der Nähe des Schlosses kostet Geld. Außerdem geht er sehr schnell zur Neige, und wenn man nicht früh genug dort ist, muss man sein Auto ziemlich weit weg stehen lassen.
Comments