Die Deutsche Welle (DW) und die baltischen Fernsehstationen wollen ihre Zusammenarbeit intensivieren
Dies sehen Abkommen vor, die Peter Limbourg, Intendant des deutschen Auslandsdienstes, und Partner in Riga (Lettland, LTV), Wilna/Vilnius (Litauen, LRT) und Reval/Tallinn (Estland, ERR) im Mai unterzeichnet haben. Vorgesehen sind sowohl Programmübernahmen und -produktionen als auch Schulungen durch die DW-Akademie.
Limbourg nannte die Kooperationen „ein wichtiges Signal zur rechten Zeit. Mit unseren Zulieferungen in russischer Sprache ermöglichen wir den Zuschauern in diesen drei Ländern eine bessere Einordnung der Informationen aus den russischen Medien.“
Nur sanft adressiert ist damit die Tatsache, dass erst die Ereignisse in der Ostukraine ein Weckruf waren, eine eigene Fernsehversorgung für die russischsprachige Bevölkerung aufzubauen. Wie in der Ukraine leben auch im Baltikum viele Menschen russischer Zunge, die teils nostalgisch auf die für sie besseren Zeiten vor der baltischen Unabhängigkeit zurückschauen.
Bislang fehlten der politische Wille und damit das Geld zu einer adäquaten Versorgung, sodass eine mediale Parallelgesellschaft entstanden ist und russische Staatsmedien eine hohe Reichweite und großen Einfluss unter der russischsprachigen Bevölkerung haben. Während in Litauen die russischsprachige Bevölkerung überschaubar ist, macht sie in Estland und Lettland ein Drittel der Gesamtbevölkerung aus.
Nun ist die Not so groß, dass im Januar sogar nach einer EU-finanzierten gemeinsamen Anstrengung gerufen worden ist. In Estland will das öffentlich-rechtliche Fernsehen ERR ab dem 28. September rund um die Uhr auch in Russisch senden. Allerdings sind auch jetzt die Mittel beschränkt. Chefredakteurin Darja Saar hat kaum 20 redaktionelle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.
Längst sind auch andere westliche Anbieter mit russischen Programmen und einer klaren Agenda „hilfreiche Freunde“. Am 16. und 17. Mai erweiterten Voice of America (VOA) und Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL) ihr halbstündiges Magazin „Echtzeit“ durch ein Wochenendangebot.
„Current Times“ wurde im Oktober 2014 begonnen und ist für Länder mit einer Grenze zu Russland bestimmt. Beim Sendestart gab es Partnerschaften mit Fernsehsendern, Internetportalen und weiteren Verbreitungsplattformen in Lettland und Litauen, Ukraine und Moldowa sowie Georgien. Die drei letztgenannten Länder haben alle durch Separatismus de facto Gebiete an Russland verloren.
Während die beiden US-Auslandsdienste unter der Woche das Magazin gemeinsam produzieren, ist die Stimme Amerikas für den Samstag (Current Time Week In Review) und RFE/RL für den Sonntag (Current Time This Week) zuständig. Die entsprechende Pressemitteilung des für die US-Auslandsmedien zuständigen Broadcasting Board of Governors weist zwar auf den „professionellen, unabhängigen Journalismus“ hin, doch der letzte Satz macht auch die politische Absicht klar:
„The show is one part of the U.S. government’s efforts to respond to Russian propaganda in the region.“ („Die Sendung gehört zu den Maßnahmen, mit denen die US-amerikanische Regierung auf die russische Propaganda in der Region reagiert.“)
Autor: Dr. Hansjörg Biener im Radio-Kurier 7/2015
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