Telefonterror ist auch ein Kampfmittel – Nato geht in die Cyber-Offensive
Estland

Telefonterror ist auch ein Kampfmittel – Nato geht in die Cyber-Offensive

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Die Nato plant die Einrichtung eines Cyberabwehr-Zentrums als eine der gegen Russland und seine Verbündeten gerichteten Maßnahmen. Unter dieser Prämisse soll der Besuch des Vorsitzenden des Militärausschusses der Nato, Petr Pavel, in Estland betrachtet werden, der das Cyberabwehr-Zentrum besuchte, schreibt die „Nesawissimaja Gaseta“ am Freitag.

Laut offizieller Version soll das Zentrum dem gemeinsamen Schutz der Nato-Länder vor Cyberbedrohungen dienen. Doch demnächst wird es weitere Aufgabe bekommen – es soll für Cyberoperationen genutzt werden. Ein Beschluss darüber wurde vor einem Monat von Nato-Verteidigungsministern getroffen.
Wo das Zentrum eingerichtet wird, wurde nicht mitgeteilt. Doch der Besuch Pavels in Estland und seine Verhandlungen mit der Militärführung der Allianz bedeuten, dass mögliche virtuelle Kampfhandlungen gegen Russland gerade von dort aus organisiert werden. Der Vorsitzende des Nato-Militärausschusses empfahl am Donnerstag bei einem Treffen mit dem Befehlshaber der Verteidigungskräfte Estlands Riho Terras, sich auf die Cyberabwehr zu konzentrieren.
In diesem Land sollen im kommenden Jahr eigene Cybertruppen auftauchen. Nach dem Beispiel der USA haben bereits fast alle Länder und viele ihrer Partner, darunter die Ukraine und Georgien, solche Truppen ausgebildet. Jetzt sollen sie ihre Effizienz zeigen – nicht nur bei der Cyberabwehr, sondern auch bei Cyberoffensiven.

Beim Nato-Gipfel in Warschau im Juli 2016 wurde der Cyberraum als ein Bereich der Operationen bezeichnet, in dem die Organisation sich ebenso effektiv verteidigen soll wie in der Luft, auf dem Boden und auf dem Meer. Dabei sei es wichtig, Möglichkeiten der Verteidigung zu entwickeln und zu Reaktionen bereit zu sein, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Die Nato-Cybertruppen werden auch offensive Aufgaben erfüllen, die wohl das neue Zentrum übernehmen wird. Es soll auf allen Ebenen das Cyber-Element in die Allianz integrieren. Damit soll laut Stoltenberg die Cyberabwehr der Nato-Mitgliedsstaaten im Rahmen der neuen modernisierten Kommandostruktur gefestigt werden, ähnlich der seit 2010 in den USA geltenden Struktur.

Das Pentagon legt besonderen Wert auf den Schutz der Militärstäbe und der Kommunikations- und Steuerungsobjekte. Zugleich ist es bereit, zusammen mit Verbündeten Cyberangriffe gegen den Gegner auszuführen, darunter mithilfe von Propaganda-Aktionen, Verbreitung von Informationen und Desinformationen.
Laut dem Militärexperten Juri Netkatschew haben einige Nato-Länder (USA, Türkei, Kanada) und ihre postsowjetischen Partner (Ukraine) bereits effektive Strukturen, die solche langfristigen Cyber-Operationen gegen Russland durchführen können. Ein Beispiel für eine solche Operation sind zahlreiche Anrufe virtueller Terroristen im September während der Durchführung der strategischen Übungen „West 2017“. Laut dem stellvertretenden Innenminister Igor Subow ging es angesichts der Intensität dieser Anrufe de facto um einen Cyberangriff gegen die Russische Föderation.
Doch wer diesen Angriff durchführte, ist bis heute unklar. Laut Netkatschew steht dahinter das Cyberkommando der USA. „Mithilfe von IT-Technologien riefen Telefonterroristen aus Syrien, der Türkei, der Ukraine, den USA und Kanada an. Das sind die Länder, wo die Cybertruppen Pentagons und seiner Verbündeten Militärstützpunkte, Objekte, Zentren haben, weshalb sie ungehindert agieren konnten“, sagte der Experte.

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