In Lettland war dieser Tage die Eröffnung der ersten Filialen des deutschen Discounter-Riesen Lidl ein viel beachtetes Großereignis. Allerdings wird kontrovers diskutiert, ob die neuen Supermärkte nun tatsächlich für die erhoffte Senkung der Lebensmittelpreise sorgen können. Kommentatoren sehen zudem die Gefahr unerwünschter Nebeneffekte.
Es braucht Mindestquoten für einheimische Waren
Der Chefredakteur von Dienas Bizness, Romāns Meļņiks, sieht neben einer erfreulichen Belebung des Wettbewerbs auch Nachteile für die heimische Wirtschaft:
„Lebensnotwendige Güter sind nun für die Käufer viel günstiger zugänglich. Das für die Waren bezahlte Geld geht jedoch an Landwirte und Produzenten anderer Länder. Auch die Gewinne machen Ausländer. Ein solcher Händler importierter Waren ist für das Land wie ein Geldabsauger. Dies kann man natürlich auch anderen großen Lebensmittel-, fast allen Non-Food-Ketten und ausländischen Investitionen im Einzelhandel generell vorwerfen. Das bedeutet aber nur, dass der Staat für diese Art der Investition ganz konkret vorgeben muss, dass ein gewisser Anteil des Sortiments lokaler Herkunft zu sein hat.“
DIENAS BIZNESS (LV) | 12 Oktober 2021
Preiskämpfe ohne langfristige Folgen
Neatkarīgā glaubt nicht, dass die neue Discounterkette das Preisniveau nachhaltig senkt:
„In Lettland ist die Ladendichte bereits hoch, die Zahl der Kunden ist dagegen klein und schrumpft. Ein neuer Player wird keinen größeren Druck auf die Preise ausüben, sondern eher für Umsatzreduzierung und damit noch weniger Gewinn sorgen. Infolgedessen wird es schwierig sein, eine angemessene Gewinnspanne über Absatzmengen zu erzielen. … Angesichts des starken Arbeitskräftemangels könnten die neuen Arbeitsplätze zwar das Lohnniveau der Angestellten der Branche erhöhen, dies wird jedoch nur die Kosten erhöhen und die Preise der Waren kaum senken. Auch wenn es kurzfristig zu einigen Preiskämpfen kommt, werden die Preise bald wieder auf das übliche ‘normale’ Niveau zurückkehren.“
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